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Nico Petri ist seit 2004 für die Neuzeller Klosterbrennerei tätig und auf sein Konto gehen schon eine Reihe von internationalen Prämierungen.


Brennmeister oder Destillateur

Der Begriff Destillateur beschreibt meine Arbeit besser als Brennmeister. Die Tätigkeit eines klassischen Brennmeisters erschöpft sich meistens in der Herstellung von Alkohol zumeist aus Korn oder Kartoffeln. Zumindest hier im Nordosten wird der Beruf Brennmeister in großen landwirtschaftlichen Brennereien verortet. Zu meinem Arbeitsbereich gehören Kern-, Stein- und Beerenobst und erstreckt sich sogar auf Bier und natürlich Kräuter. Darüber hinaus wird aus diesen Destillaten dann auch noch Liköre hergestellt. Wie man sieht, ist das Spektrum damit schon deutlich umfangreicher.

Tastingglas

A Fresh Start

Als ich 2004 meine Arbeit aufnahm, kam eine Fülle von Aufgaben auf mich zu. Seit 2001 wurde nicht mehr regelmäßig destilliert und der Bestand wurde sukzessive verkauft. Des Weiteren wurde keine Fasspflege mehr betrieben, sodass die Destillate darin verholzt waren. Rezepturen z.B. für die beiden, schon vom Namen her sehr aussichtsreichen Kräuterliköre, Rosa Thyminest® und Kräutzeller® waren nicht mehr auffindbar. Es blieben für den Neustart im Grunde nur die technische Ausstattung und die Brennanlage. Und das ist beste, was einem passieren kann. Das ist mir eigentlich erst viel später bewusst geworden. Zum Anfang war meine Empfindung eine Andere, aber so konnte ich gleich zu Beginn dem Unternehmen meinen Stempel aufdrücken.

Fässer aus Maulbeere

So begann ich zunächst die beiden Marken der Kräuterliköre wiederzubeleben und neue Rezepte zu entwickeln. Parallel dazu, destillierte ich wieder Obst und Bier und baute die Produktpalette der Fruchtliköre auf. Ich habe auch einige Lohnbrände für Privatleute aber auch für Geschäftskunden gemacht. Eines der stabilsten Lohnbrände war der Chicoreébrand. Das hört sich vielleicht etwas verrückt an, aber die Wurzeln enthalten, genau wie Topinambur, Inulin und können daher auch vergoren und gebrannt werden. Geschmacklich war das Destillat sehr interessant, leicht wurzelig im Kopf Merettichartig mit feinen Noten von Staudensellerie.

Absinth

Als ich Anfang 2009 eine Flasche Absinth geschenkt bekam und sie verkostete kam mir die Idee einen eigenen Absinth zu entwickeln. 2010 erhielt ich dann für den Viridis (damals: Viridis Auxilium) GOLD beim World Spirits Award. Im Folgenden entwickelte ich drei weitere Absinthe, den Calendula (Ringelblumenblüten), Venus (damals: Neue Liebe, veredelt mit Rosenblüten) und den Malvales (Malven- bzw. Hibiskusblüten). Diese wurden 2011 mit zweimal GOLD und SILBER ausgezeichnet. Das war ein beachtlicher Erfolg, da Neuzelle keinen besonderen Hintergrund für Absinth hat.

Alkoholvorlage

Ein großer deutscher Absinthhersteller aus Sachsen-Anhalt wurde allerdings auf mich aufmerksam und wollte mit einer dreidimensionalen Marke den Vertrieb meiner Produkte untersagen. Glücklicherweise hat er seinen rechtlichen Standpunkt deutlich überschätzt. Zu 100 % kann ich es nicht behaupten, aber dass selbiges Unternehmen einen gelben und einen roten Absinth auf den Markt brachte, ist ziemlich augenfällig eine" Retourkutsche". Denn äußerlich ähneln sie meinem Venus und dem Calendula. Sollte ich mich darüber ärgern? In seinen normalen Absinth einfach nur Lebensmittelfarbe einzurühren ist schon eine beachtliche Leistung! Wenn man als kleine Craft-Brennerei von einem international agierenden Unternehmen kopiert wird... eine bessere Auszeichnung gibt es nicht! Vielen Dank dafür! Zwinkersmiley!

Eine kaiserliche Spirituose

2018 wurde die Produktpalette um eine ganz besondere, eine kaiserliche Spirituose erweitert. Für den äthiopischen Prinzen Dr. Asfa-Wossen Asserate habe ich auf seinen Wunsch hin, einen Kaffeegeist kreiert.

Kaffeebohnen zu 100% aus Äthiopien

Man muss dazu Wissen, das Äthiopien der Ursprung des Kaffees ist. Er wurde dort von christlichen Mönchen entdeckt. Weil der Kaffee zunächst von Äthiopien aus in arabische Länder transportiert und von dort verschifft wurde, prägte sich der Begriff Café Arabica für einen von bester Herkunft stammender Kaffee. Der Ursprung des Kaffees ist allerdings zweifelsfrei Äthiopien. Der Kaffeegeist wird daher aus 100 % äthiopischen Bohnen fair gehandelten Kaffeebohnen hergestellt und darf das kaiserliche Wappen des Königshauses tragen.

Artikel der Märkischen Oderzeitung vom 18.02.2018
Artikel der Märkischen Oderzeitung vom 14.03.2018

IMAGIN - I'm a Gin

Als ich 2013 die ersten Versuche mit Wacholder und Gin machte, war die Ginwelle schon längst am Rollen und das Thema ist etwas in den Hintergrund gerückt. Vier Jahre später habe ich die Destillate erneut verkostet und es entwickelte sich langsam ein Konzept zu Rezeptur und Marketing. Trotz der bis dahin schon über 500 zählenden Ginsorten, habe ich den Schritt gewagt und den IMAGIN am Markt etabliert.

Gin Tonic

Der IMAGIN ist ein Gin, der sowohl für populäre Longdrinks und Cocktails als auch für den puren Genuss geeignet ist. Als Destillateur trinkt man Destillate immer pur, sodass das ein wichtiger Punkt für mich war. Er musste schon sehr gut balanciert werden, damit er in beiden Rollen eine gute Figur macht. Für die Herstellung ist also viel Erfahrung mit Kräutern und ein tiefes Verständnis für die Destillation von bitteren gewichtigen Zutaten, was auf den Wacholder auf jeden Fall zutrifft.

Das Ergebnis ist ein authentischer Gin im "New Western Style" Dieser wird durch zarte Noten von Zimt und Zitrone angewärmt. Die Aromen des Wacholders sind klar aber nicht über präsent und werden leicht von zarten Beerenaromen der Johanna umspielt. Knackig frische Wacholder- und Kerbeltöne finden einen langen Nachhall.

Der IMAGIN erhielt 2019 & 2020 GOLD beim World Spirits Award.

Sloe meets Gin

Der IMAGIN Sloegin ist die feine liebliche Ergänzung des IMAGIN. Ein Schlehenlikör basierend auf dem Destillat des IMAGIN. Die feinen Bitternoten sind ein wunderbarer Partner für die sogenannte Urplaume, die Schlehe. Insbesondere die lieblichen Marzipantöne sind unglaublich schön in den süssen Körper eingebunden.

Der IMAGIN Sloegin erhielt 2019 GOLD beim World Spirits Award.

Nimm Dry

IMAGIN ist eine eingetragene Marke der Neuzeller Klosterbrennerei AG. Da ich allerdings vornehmlich für den deutschen Markt produziere, war ich gehalten, einen eher deutschen Markennamen zu wählen. Die Prämierung war bzw. ist, nach Rücksprache mit der Wettbewerbsleitung, nicht davon berührt. Es ist also eine reine Frage der Etikette bzw. des Etiketts.

Nico Petri, Destillateur, im Juli 2022

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